Ein faszinierendes Material steht am Scheideweg.

Flop oder Top?

Wie in vielen Bereichen unserer Konsumgesellschaft wird mehr auf den Preis geschaut als auf die Qualität. So auch beim Bambusparkett. Doch wer glaubt, billig sei auch günstig, hat bei Bambusparkett die Rechnung ohne die Hersteller gemacht, denn wenn die Preise immer mehr gedrückt werden, kann das nur auf Kosten der Qualität gehen. Gewinnen wird nicht der Endkunde, sondern die Sachverständigen, die in letzter Zeit immer mehr Gutachten über Bambusparkett schreiben müssen, und teilweise die Gründe für den aufgetretenen Schaden nicht erkennen können, da immer neue, aber nicht unbedingt bessere, Konstruktionen auftauchen. Um ein klein wenig mehr Verständnis für Hersteller und Händler, die nicht auf den unerbittlich Preiskampf eingehen, zu erlangen, habe ich mich entschlossen, diesen Bericht zu schreiben.

Zu meiner Person:
Name: Ulrich Monstadt

Beruf: Tischlermeister
Wohnort: Dortmund
Firma: IN-PARKETT

Seit 1993 arbeite ich mit dem Material Bambus, welches mich seit dem ersten Kontakt fasziniert hat und mir am Herzen liegt. Als ich 1993 den ersten Kontakt mit Bambus hatte, wurde mir klar, dass dieses Material nicht mit Holz zu vergleichen ist, obwohl die Inhaltstoffe ähnlich oder teilweise gleich sind. Es ist und bleibt ein Gras. Wer das akzeptiert hat und nicht dauernd versucht Bambus wie Holz zu verarbeiten, wird einige Probleme weniger haben.

Einige Fakten zu Bambus:
Gewicht: 760kg pro m³ (Eiche 690)
Härte nach Brinell: 38 N/mm² bei 500N (Eiche 26,2)
Max. Quell/Schwundverhalten: 0,3% bei 1% Feuchteveränderung (Eiche 0.38%)
Biegefestigkeiten und andere mechanische Beanspruchungen liegen gegenüber der Eiche weitaus höher. Man könnte dieses noch ausführlicher gestalten, aber das Ergebnis würde immer das gleiche sein: Klarer Sieger nach Punkten Bambus, wenn, ja wenn da nicht einige Hersteller und Importeure wären, die wie heute teilweise üblich, denken, egal wie, das Geschäft nehmen wir mit, obwohl wir mit Bambus nie etwas zu tun gehabt haben.
Parkett ist Parkett, ob aus Holz oder Gras.
Falsch gedacht und somit Reklamationen gebracht.

Warum sind denn namhafte, auf Qualität schauende, Hersteller und Importeure seit Jahren miteinander verbunden? Sie haben sich gemeinsam mit den im Anfang auftretenden Problemen auseinander gesetzt und diese gelöst. Das geschah nicht von heute auf morgen, sondern es brauchte eine lange Entwicklungs- und Erprobungszeit, bis sie zu diesen Qualitäten kamen. Mit Bedauern muss ich feststellen, das einige gute Importeure die lange Durststrecke nicht überstanden haben. Aber mit Genugtuung habe ich auch gesehen, wie wirklich schlechte Qualitäten samt ihrer Importeure nun nicht mehr da sind. Aber, nicht das sich der Markt beruhigt, nein, die Hersteller kommen ohne den bei uns geforderten Qualitätsstandart direkt auf den Markt und bieten ihre, in ihrem Land, üblichen Standards an.

Das heißt beim horizontalen Aufbau (3Lagen):
Bis zu 14% Feuchtigkeit, gefordert werden in Deutschland 7-9%
Feuchteunterschiede in den drei Schichten von bis zu 4%, darf maximal bis 2% sein.
Mittellagen nicht gestürzt, das heißt, harte und weiche Seite nicht im Wechsel liegend. Leimfugen nicht versetzt. Angeschnittene Lamellen im Randbereich der Paneele.

Das heißt beim vertikalen Aufbau:
Feuchten bis zu 14%, gefordert werden in Deutschland 7-9%
Stäbchenbreiten von 5 bis 8,5mm, dadurch eine Wellenoptik,
gefordert 4,8-6mm um ein gleichmäßiges Erscheinungsbild zu erlangen.

Nun ein paar Worte zur Optik, welche im Zeitalter des Laminats keine Farbunterschiede mehr zulässt. Wer so denkt, sollte auch beim Laminat bleiben, oder akzeptieren, dass sein Boden mit Wasserstoffperoxid gebleicht wurde und somit für die erste Zeit eine sehr helle und gleichmäßige Farbe erhält. Dies bleibt aber nicht so, sondern der Boden büßt im Punkt Lichtechtheit und Verfärbung, gegenüber einem Boden, der seine Naturfarbe und somit ein elegantes Farbenspiel hält, enorm ein. Der gebleichte Boden kippt ins gelbliche, wogegen der ungebleichte Boden nur ein wenig dunkler wird.
Bei gedämpfter Ware, (welche durch das Dämpfen braun wird) verliert die gebleichte Ware ihre Farbe schneller als die ungebleichte Ware. In Punkto Farbenspiel hat auch hier die ungebleichte Ware die Nase vorn. Bei gebleichter Ware muss darauf geachtet werden, dass beim Dämpfen die Ware nicht zu stark gedämpft wird, weil sie sonst spröde wird und nachher feine Splitter aufstellen kann.
Es gibt aber Hersteller die auf Holzschutzmittel und Bleichmittel verzichten können, da darauf geachtet wird, dass die Transportwege der Bambusstämme und die Verarbeitungszeit zwischen Einschlag und Einschnitt nur wenige Tage betragen und somit ein Pilzbefall der Bambusstämme ausgeschlossen werden kann.
Auf das Bleichen kann durch spezielle Selektion verzichtet werden, da die zu dunklen und zu hellen Lamellen für die Mittellagen oder den Gegenzug verwendet werden können.
Dieses bedeutet natürlich Mehraufwand.
Fragen Sie Ihren Importeur aus welchem Wuchsgebiet Ihr Bambusparkett kommt und ob er Ihnen die oben genannten Kriterien zusichern kann.
Sollte Ihr Lieferant die Qualitätsmerkmale erfüllen, so haben Sie einen der wenigen guten Lieferanten gefunden. Dieser Lieferant wird aber nie im unteren sondern im oberen Preisgefüge vertreten sein, da seine Entwicklung und Überwachung der Qualitäten sehr aufwendig, zeitintensiv und kostenintensiv ist. Nur eine gute Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Importeur und Händler gewährleistet eine gleich bleibend hohe Qualität.
Fragen, immer wieder fragen und zuhören, nur so finden Sie Ihre Qualität, die den Sachverständigen von Ihnen und Ihren Kunden fern hält.
Bambus ist zu wertvoll, um durch Geschäftemacher und inkompetente Händler kaputt gemacht zu werden.
In diesem Sinne viel Spaß an Ihrer Arbeit, denn es ist zu schade handwerklich alles zu geben und beim Material wurde gespart. Qualität hat auch heute noch ihren Preis.

Bis zum nächsten Mal

Ihr
Ulrich Monstadt